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Tacho aus Kombiinstrument ausbauen
Irgendwann war es auch hier soweit:
Der Kilometerzähler setzte ab und zu mal aus, dann
ganz.
Watt nu?
Erst mal jemand fragen, der sich damit auskennt, und das sind meist die
Jungs vom freundlichen Mercedes-Service, aber in dem Fall sind die wohl
nicht der richtige Ansprechpartner. Die wollen nämlich neu
einbauen und richtig Kohle kassieren, kann ihnen ja auch keiner
verdenken. Aber dann wäre ja der Tacho mehr wert als das ganze
Auto, fällt also aus. Zum Glück leben wir in Zeiten
des Internets und der Schrauber, die ihre Erfahrungen auch in selbiges
stellen. Dank an dieser Stelle also an folgende Sites:
- Ausbaubeschreibung Kombiinstrument auf Englisch
Die haben mir echt die Angst genommen, mich ans Kombiinstrument zu wagen und den Kilometerzähler zu reparieren.Hier also das ganze Abenteuer mit vielen Bildern:
Wie beschrieben unten bei den Pedalen erstmal Teppich weg und die Tachowelle (das blau-graue mitten im Bild) aushängen. Praktischerweise war bei mir gar kein Haken an dem die eingehängt war ;-)
Als nächstes braucht man das Ausziehwerkzeug für das KI. Man kann das beim Freundlichen kaufen, muss man aber nicht. Es geht auch mit ein paar alten Fahrradspeichen und ner Zange, sich das hinzubiegen. Zwei kleine Tips dazu, die Spitzen wie kleine Haken biegen, dann rutschen sie nicht so leicht ab und die Haltegriffe wie auf dem Bild ein bißchen mehr als 90° biegen, dann zieht sichs leichter:
Die Handschuhe im Bild sollen ein Hinweis sein, diese auch anzuziehen, da man beim Ausbau ganz schön Kraft braucht und sich ohne Handschuhe ne Blase holt (weiß man aber immer erst hinterher ;-)
Nu gehts an Eingemachte, Ausziehwerkzeuge so ansetzen (reinschieben und dann drehen, damit der Haken einhakt) und mit viel Power ziehen, aber kontrolliert sonst gibts nen Ruck und man hat mehr als Ottos 3 Probleme:
Wenn alles glattlief (wie bei mir), dann sieht das so aus:
Bei den kleinen Riffelungen (Pfeil) haken die Auszieher ein.
Jetzt die Tachowelle und die Kabel abziehen.
Dazu das KI erst mal von rechts ein bißchen rausziehen und die Tachowelle von unten ein bißchen mit nachschieben. Jetzt kommt man nämlich super an die Tachowelle hinter dem KI, die sich ganz leicht ohne Werkzeug abschrauben läßt. Diese auf jeden Fall als erstes abschrauben, um die Gefahr des Knickens bei den weiteren Arbeiten zu minimieren.
Die weiteren Kabel nun in Fahrtrichtung von rechts nach links abziehen. Alle Stecker, bis auf die kleinen Lämpchenfassungen sind einzigartig und können beim Wiedereinbau auch nicht verwechselt werden. Warum von rechts nach links, siehe Bild:
Bei 1 beginnen und die Kabel der Reihe nach vorsichtig abziehen, dann auf die andere Seite wechseln und den Rundstecker (Pfeil, geht ein bißchen schwerer) und die Unterdruckleitung (Pfeil) abziehen. Diese beiden haben sehr kurze Kabellängen und damit auch recht wenig Spiel, weswegen sich die Reihenfolge wie oben beschrieben anbietet.
Info am Rande. Die Lämpchenfassungen kann man auch nicht verwechseln wie in einigen Foren beschrieben wurde, da die Kabel einen Aufkleber mit Nummer (Pfeil) haben und am KI im Blech die Nummer eingestanzt (Kreis) ist, wo das Kabel hinsollte. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Kabel ja vor dem Ausbau markieren (Pfeil Bild rechts):
So sieht der Benz dann ohne KI aus, schnüff :..( :
Jetzt aber weiter im Takt, wir wollen ja an den Kilometerzähler ran. Dazu alle Schrauben hinten am KI abschrauben, die die einzelnen Platinen festhalten. Sieht dann ungefähr so aus (Frau vorher um Erlaubnis fragen, wenn man den Wohnzimmertisch in Beschlag nimmt ;-):
Wie man auf dem Bildchen sieht, was Weiches (Handtuch o.ä.) drunterlegen, um nicht die Nadeln abzubrechen oder zu verbiegen. Okay, Okay hilft auch Kratzer im teuren Tisch zu vermeiden. Die Schrauben selbst sind alle gleich, kann man beim Zusammenbau später nicht viel verwechseln. Drehzahlmesser und Uhr haben hinten das Blech dran und gehen ganz leicht raus. Bei Tacho und dem Vierfachanzeigeinstrument KEINE Gewalt anwenden, die sind locker miteinander verbunden und lösen sich auch nicht voneinander, also entsprechend vorsichtig sein, damit nix abbricht.
Ach ja ne kleine Info am Rande, die Prismen der KI-Beleuchtung verschmoren wohl doch leicht, selbst wenn man nur die Originallampen (3W) drinnen hat:
So nu aber zum Kern der Sache:
Tacho rausschrauben, aufpassen, da steckt von oben noch eine Warnlampe
(Pfeil) drinnen (zumindest bei mir), die beiden Schrauben auch von
hinten lösen und Lampe rausfriemeln:
So weit so gut, wir wollen aber an den Kilometerzähler ran. Dazu muss die Tachonadel abgezogen werden. Wer keinen profesionellen Abzieher hat (so wie ich) der braucht ein bißchen Mut und Fingerspitzengefühl, dann geht das auch. Einmal feste ziehen und dat Dingen is ab. Wer die Nadel dann wieder an der richtigen Stelle haben will, sollte vorher Nadel und Welle markieren (Pfeile):
Nachdem wir hier etwas geschwitzt haben, zwei Schräubchen raus und das Innenleben des Kilometerzählers liegt vor uns:
Jetzt gehts erst richtig los.
Der Fehler muss gesucht werden.
Praktischerweise hat das Gerät nur 2 Standardfehler, wenn man
den einschlägigen Quellen glauben darf, die seit dem /8 nicht
ausgemerzt wurden ...
Einmal rutscht wohl gerne das Zahnrad (Pfeil) von der Welle, das wars bei mir aber nicht. Damit das auch in Zukunft nicht passiert, erstmal ne Riesenladung Sekundenkleber druff und mit Härtungsbeschleuniger eingesprüht. So, dat hält wieder die nächsten 200.000 km!
Bei mir war es der zweite und mit etwas mehr Aufwand zu behebende Standardfehler (wie sollte es auch anders sein). Das Metallzahnrad drehte frei auf der Welle (Pfeil) und trieb so weder den Tageskilometerzähler noch den Kilometerzähler an.
Blöderweise kommt man nicht so einfach an das Zählwerk ran, denn selbst wenn man die vier Schrauben abschraubt, die das Ding festhalten, sitzt da immer noch so ne kleine Rückstellfeder von der Tachowelle (Kreis), die selbst ich nicht mit Mut und Fingerspitzengefühl da runterrupfen wollte. Denn wenn die hin ist, dann dürfte es schwierig sein, Ersatz zu bekommen. Also was tun, wenn man kein Geld für einen neuen Tacho ausgeben will.
Man muss direkt an die Welle mit dem Zahnrad ran. Einfach Sekundenkleber reinschütten geht übrigends nicht, der läuft überall hin, nur nicht dahin, wo er soll. Nachdem ich die festgeklebte Welle wieder frei hatte, wurde ein zweiter Versuch gestartet. Siehe auch Reparaturanleitung W 123. Die brachte mich auf den richtigen Weg.
Seitlich an der Welle mit dem freidrehenden Zahnrad gibt es da so eine aufgepresste Wellensicherung (Pfeil), die muss da runter.
Abziehen läuft nicht, man kommt da ganz schwer dran, und dann haben wir immer noch das Problem mit dem fehlenden Abzieher. Also Dremel ausgepackt, Minifräskopf eingelegt und seitlich einen Spalt längs entlang bis zur Welle durchgefräst (Pfeil).
Jetzt kann man die Sicherung mit ner Kneifzange oder einem Seitenschneider VORSICHTIG abzwicken, et voila, Welle frei.
Nun mit einem kleinen Hammer und einem Nagel oder Bohrer als Verlängerung die Welle in Richtung Zahnrad VORSICHTIG rausklopfen und eine aufgebogene Büroklammer oder ähnliches (Pfeil 1) hinterherschieben, wir wollen ja nicht die Zahlenräder neu sortieren und einbauen müssen ;-) (Im Kreis das rote Zahnrad, welches so gerne von der Welle hüpft)
Wichtiger ist jetzt aber Pfeil 2. Denn an
dieser Stelle kommt der Lötpunkt hin, der später
wieder eine kraftschlüssige Verbindung zwischen Welle und
Zahnrad ermöglichen soll. Die 6 mm setzen sich zusammen aus:
- Dicke der Wellensicherung und
- Plastikdicke plus
- dem Stück der Welle, das noch aus der Wellensicherung
herausgeguckt hat
gemessen mit der Schieblehre. So kann das jeder bei sich selber messen.
An dieser Stelle wird nun ein kleines bißchen Lötzinn aufgetragen. Wichtig dabei ist, dass man die Welle vorher etwas aufrauht, mit Waschbenzin von Fettresten reinigt und dann richtig heiß macht, sonst hält das Lötzinn nicht. Natürlich nicht so heiß, dass das rote Zahnrad an der anderen Seite wegschmilzt. Die Stelle sollte so breit wie das Zahnrad sein und die richtige Entfernung vom Ende der Welle haben (bei mir 6 mm), damit auch wirklich nur dieses eine Zahnrad festgeklemmt wird, überschüssiges Material mit nem Messer abschneiden und wegkratzen. Und den Lötzinn nicht zu dick auftragen, da reicht ein ganz dünner Streifen, hachdünn möchte ich fast sagen. Da wo (diewodasospaßmache ;-) die Welle dann mit der Lötstelle durch das Zahnrad soll, so anfeilen, dass ein kleiner Keil entsteht, damit das Zahnrad auch über die Lötstelle rutschen kann.
So, wenn wir das haben und die Lötstelle nicht mehr von der Welle fällt, dann muss die Welle ja wieder durch das Zahnrad. Hier hilft wieder ein leichter und beherzter Schlag mit dem kleinen Hammer (ACHTUNG: Gegenlager z.B. 3 übereinandergelegte Schraubenmuttern unterlegen, damit nicht das Plastik durchbricht) und - schwupps -Welle durch und Zahnrad sitzt. Sitz prüfen, ob die Lötstelle auch da ist wo sie soll. Welle muss leichtgängig sein und das Zahlenrad nebenan darf nicht fest sein.
Nun muss die Welle wieder gesichert werden. Die eigentliche Sicherung haben wir ja zerstört, aber hier helfen uns die Freunde aus den Modellbauclubs weiter. Die haben nämlich Wellensicherungen mit Madenschraube in Hülle und Fülle für (bei mir) 40 Cent das Stück.
Bei den Pfeilen die Schrauben lösen, rechts anheben, dann kommt man mit einem Feinmechanikerschraubenzieher wunderbar in Strichrichtung an die Madenschraube der Wellensicherung (Kringel) und kann diese festziehen. (Dieser Satz könnte auch in einer IKEA- Aufbauanleitung stehen ;-) Madenschraube dann mit Lack sichern.
FERTIG, alles sitzt, passt, wackelt und dreht sich.
Wie heißt es immer so
schön:
Jetzt wieder alles in umgekehrter Reihenfolge zusammenbauen.
Beim Aufsetzen der Tachonadel kann man die eigene Markierung verwenden oooooder wir nehmen die von Mercedes (Kringel 2) (hab ich dann auch erst an dieser Stelle entdeckt):
Nadel aufstecken, so dass sie zwischen den Strichen zum liegen kommt und dann VORSICHTIG über den Anschlag auf die 20 km/h drücken. Tageskilometerzähler (Kringel 1) auf Null stellen. Und wer aufmerksam die Bilder angesehen hat, dem fällt natürlich sofort auf, dass der Kilometerzähler plötzlich einen anderen Wert aufweist, wie zu Beginn der Reparatur. Das liegt an den vielen Tests, die so eine Reparatur mit sich bringt ;-)
Wenn wir das haben, weiter rückwärts im Takt, bis es dann irgendwann so aussieht:
Gut ist, wenn an dieser Stelle kein Teil mehr übrig ist ;-)
Im Wohnzimmer kann man nun hervorragend Benz fahren:
Im Auto das Gleiche mit den Kabeln nur rückwärts und dann sollte es zu guter Letzt wieder so aussehen:
Das KI NICHT, ich wiederhole NICHT ganz reindrücken, bevor nicht die Probefahrt erfolgreich war.
Wie man sieht, Probefahrt erfolgreich!
1,2 Kilometer aufm Tageskilometerzähler (Kringel),
Kilometerzähler eins weitergerückt (Pfeil), alle
Lampen leuchten an der richtigen Stelle und die anderen Instrumente
zeigen auch keine Ausfälle. Den Tacho am besten im Vergleich
mit einem GPS überprüfen und eventuelle Abweichungem
merken / aufschreiben und ändern (Ausbau
von vorne) oder einfach damit leben und entsprechend die paar
km/h zuviel / zuwenig während der Fahrt einbeziehen. Bei mir
geht es lustigerweise jetzt auf den Km/h genau, Erfolg also auf
der ganzen Linie.
Jetzt noch das Kombiinstrument ins Armaturenbrett zurückdrücken und der ungetrübten Fahrfreude mit dem Benz steht nichts mehr im Wege.
Kostencheck:
40 Cent
Zeitcheck: 2 Tage a jeweils 1-2 Stunden
Zufriedenheitscheck: Extrem, versucht mal
für 40 Cent nen neuen Tacho zu kaufen ;-)