Warum muss man denn sowas reparieren, werden sich die meisten fragen.
Nun, dem ging wie immer was vorraus. Bei längeren Fahrten musste ich in immer kürzeren Abständen Kühlwasser nachfüllen. Da das logischerweise nicht normal und auf Dauer lästig ist, musste also irgendwo ein Leck sein.
Also alles nachgeguckt, jeden Schlauch geprüft, ob
vielleicht ein Marder Langeweile hatte oder ähnliches:
NICHTS,
sehr seltsam.
Also jemanden gefragt der sich damit auskennt und jeden Fehler in jedem Auto findet: mein Papa!
Der schaut einmal hin und sagt: "Guck mal hier, da ist ein HAARRISS im Deckel des Temperaturfühlers." Ich: "Jetzt wo du es sagst, seh ich es auch!" (hatte ja nur schon 5 millionenmal alles durchgeschaut)
Da aber nur alle paar hundert Kilometer die Lampe "zu wenig Kühlwasser" anging, dachte ich, kein Problem, immer ne Flasche Wasser mitnehmen und nachfüllen, dat hält noch ne Weile.
Typischer Fall von DENKSTE!
Wochen später auf der Heimfahrt von der Arbeit geht wieder die Lampe an, no prob, nächster Parkplatz raus, GANZE Flasche rein (hä, sonst war'n das doch immer nur ein paar Milliliter ?!?) und weiterfahren. Nach ein paar Kilometern; wieder Lampe an aber Flasche leer -> Problem!
Zum Glück war bei der nächsten Ausfahrt ein Baumarkt (da gibts Wasser und evtl. was zum reparieren), das wußte ich. Also mit 80 km/h oder weniger dorthin gekrochen und immer die Motortemperatur im Auge behalten! Auf dem Parkplatz vom Baumarkt steigt die plötzlich doch noch rapide an, sofort Motor aus und in die Parklücke gerollt.
Im Baumarkt dann erst mal Wasser und Kraftknete gekauft. Die Kraftknete ist so 2 Komponenten-Zeug, das nach dem Verkneten ultrahart und superklebrig und temperaturbeständig wird. Also genau das richtige!
Sah nach der feldmäßigen Instandsetzung dann so aus:
1) Da ist der Pfropfen aus der Knete, sauber über die Schraube, unter der der Riss war, drübergebatzt. 2) Da ist ein Draht, der in den Propfen mit eingearbeitet wurde. Falls der Pfropfen wider Erwarten abfällt (darunter ist nämlich gleich der Keilriemen), dann wird er durch den Draht festgehalten. Jetzt noch Wasser, VIEL Wasser reinschütten und dann konnte ich heimfahren. Das Ding hätte problemlos sicher ein paar tausend oder mehr Kilometer gehalten, aber wie sieht denn das aus?
Also sosfort zum Freundlichen und Ersatzteil geordert. Hier gabs dann gleich auch noch ne Überraschung, aber dazu später mehr.
Auf dem Bild sieht man den Riss von aussen (der, den mein Papa entdeckt hatte). Eigentlich nix wildes möchte man denken. Aber:
Guckt man in den Deckel, siehts schon anders aus. Hier sieht man (Pfeile), dass die Schraubenhalterung schon fast komplett ausgebrochen ist. Weiterhin erkennt man (Kringel), dass Teile des Plastikdeckels bereits abgefault sind.
Dieser Eindruck bestätigt sich auch auf dem folgenden Bild:
Im Kringel sieht man die Reste des Plastikdeckels, NICHT der Dichtung, die im Gehäuse des Temperaturventils stecken. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass der Deckel von INNEN wegfault, das sieht man von aussen gar nicht. Diese Plastikstückchen, die sich dann so im Laufe der Zeit ablösen ... keine Ahnung wo die rumschwimmen und was die dann verstopfen. Für die Reparatur das alles sauber rauskratzen (inklusive der darunterliegenden Dichtung), da kommt dann nämlich die neue Dichtung hin.
An dieser Stelle aber lernte ich es wieder zu schätzen einen Benz zu fahren. Das Problem schien bei Mercedes nicht ganz unbekannt zu sein. Der neue Deckel sah nämlich so aus:
AHA: Der ist ja nicht mehr aus Plaste, sondern war ein Gußeisenteil. Bei der oberen Schraube (Pfeil) einfach ein bißchen Dichtpaste sicherheitshalber mit reinschmieren, dann hält das alles dicht.
Ich war also wohl nicht der Erste, dem dieser Deckel weggefault ist. Scheinbar hat Benz aber nicht den alten Deckel einfach weiterproduziert und verbaut, sondern diesen Neuen im Rahmen der kontinuierlichen Produktverbesserung entwickelt. Deswegen hier mein Tip:
Die Aktion geht recht schnell über die Bühne, der Deckel ist leicht zugänglich und kostet auch nicht die Welt (ich glaube was um die 20-30 Euro). Dafür lebt euer gutes Stück dann auch ein bißchen länger, weil kein Plastikmüll im Kühlwasser rumschwimmt.