Reparatur Türschloss

Also die Qualität war früher auch mal besser, von wegen W124 und unzerstörbar. Nach nur 20 Jahren und 250.000 km Dauerbetrieb und ungezählten Malen Schlüssel rein und raus klemmte plötzlich das Türschloss der Fahrertür. Schlüssel ging nur noch ganz schwer ins Schloß und dann gar nicht mehr. Ein Unding sowas.

Aber alles lamentieren hilft nichts, ist nun mal ein sehr wichtiges Schloß und immer den Kofferraum aufzuschließen, wenn man vorne rein will mittels Zentralverriegelung ist auf  Dauer auch recht blöd.

WartungsCD befragen, Tür aufmachen, direkt auf Höhe des Schlosses den kleinen Plastikstopfen rausprokeln, den Imbus dahinter ziemlich weit rausdrehen (mehr als die 4 Umdrehungen der WartungsCD) und dann das Schloß Richtung Kofferraum drücken und nach aussen abziehen (die 60° und Schlüssel im Schloß braucht man nicht zwingend, meine Erfahrung).

Dann hat man das gute Stück in der Hand und ab damit ins Ultraschallbad. Hierzu nutze ich ein altes Brillenultraschallbad vom Elektroschrott, dafür taugts noch.

Wenn dann alles einigermassen sauber ist wird das Schloss erstmal komplett zerlegt:

tuerschloss-zerlegt

1: Hier zuallerst den Stift mit einem stumpfen Nagel rausschlagen / -drücken. Dann kann man die Teile bei 1 abnehmen.

2: Ein letztes Mal den Schlüssel VORSICHTIG  ins Schloß und wackeln und dann durch geschickte Links-Rechts-Kombinationen den Zylinder rausziehen.

3: Wenn der Zylinder dann vor einem liegt SEHR VORSICHTIG den Schlüssel wieder abziehen, die einzelnen Schließplättchen und Federn (4) entnehmen und AUF EINEM ZETTEL DIE NUMMERN UND DIE EXAKTE LAGE DER EINZELNEN PLÄTTCHEN NOTIEREN, wenn 2 die gleiche Nummer haben, nicht vertauschen die beiden (wichtig hinterher für den Zusammenbau! Warum ich so darauf hinweise? Sagen wir mal so: Wer viel Geduld hat, braucht sich die Lage natürlich nicht notieren ;-) 

Jetzt alle Teile ins Ultraschallbad und den Schmodder der letzten 20 Jahre abkratzen, das verharzte Fett entfernen und die Ursache der Schwergängigkeit suchen. Bei mir war das der Übeltäter (5):

verbogene-ecke

Eine Ecke an einem der Plättchen hatte sich verbogen und damit das ganze Schloß blockiert, ein Schrott das Ganze, hat gerade mal 20 Jahre gehalten ;-). Jetzt nicht den Fehler machen, das abzufeilen. Mit einem kleinen Hammer das Metall vorsichtig zurückklopfen und die Feile dann lieber nach dem Zusammenbau an der Unterseite des Plättchens ansetzen um vorhandene Verschleißerscheinungen, sprich Überstände auszubügeln.

Jetzt wieder das Schloß entsprechend der Notizen über die Einbaulage der Plättchen zusammensetzen und alles neu einfetten. Dann im noch ausgebauten Zylinder die Leichtgängigkeit mit dem Schlüssel VORSICHTIG prüfen, bevor das Schloss endgültig wieder montiert wird. Hier kann man nun leichte Überstände der Schließplättchen vorsichtig abfeilen um die Leichtgängigkeit des Zylinders im Schloß zu gewährleisten. 

Beim Zusammenbau kommt die Nummer 6 (das verchromte Plättchen) ins Spiel. Der Zylinder (den Mercedes-Ingenieuren sei Dank) passt nur in einer Stellung ins Schloß. Diesen ordentlich einfetten, reinstecken und solange drehen, bis das silberne Plättchen in einen Schlitz in Fahrtrichtung einrastet. Hier nun mit einem gebogenen Draht das Plättchen nach unten drücken und gleichzeitig den Zylinder in die Endposition drücken und dann drehen. Schloß wieder auf Leichtgängigkeit prüfen, dazu Schlüssel ein paar mal abziehen und auf und zu schließen.

Dann die Teile bei 1 wieder aufstecken, Hohlstift wieder ins Löchle kloppen und wieder auf Leichtgängigkeit prüfen.

Wenn alles klappt, Schloß in umgekehrter Reihenfolge wieder in die Tür bauen, Madenschraube festziehen, Plastedeckel über Schraube und sich die nächsten 20 Jahre oder länger an einem leichtgängigen Schloß erfreuen.

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