Das ist eine der angenehmeren Arbeiten bei dieser Baureihe. Ich habe mich diesmal für die Keramik Bremsklötze von ATE entschieden: Weniger Bremsstaub, genauso gute oder leicht bessere Wirkung, weniger Verschleiß und minimal teurer als die Stahlklötze. Die Bremsscheiben waren noch gut, die hab ich gelassen.
Diesmal ohne Bilder und nur in Textform ein paar Kleinigkeiten, die hilfreich sein könnten:
Reifen runter und dann als erstes einen kleinen Schraubendreher nehmen und den Spritzschutz des Bremsverschleißanzeigesensors vorsichtig aufhebeln und den Stecker des Sensors (der einzige mit dem geringelten Kabel dran) abziehen.
Dann muss man hinten unten am Sattel eine Schraube lösen, hier mit einem Gabelschlüssel kontern. Nach Lösen dieser Schraube kann man nun den Sattel hochklappen und dann BITTE den Bremssattel mit einem Stück Draht irgendwo anhängen, dann klappt der nicht dauernd runter (bei der älteren Version der Bremsanlage wird dann auch der Bremsschlauch nicht so stark beansprucht, wenn der Sattel da dran baumelt ;-)
Jetzt die Klötze rausfrickeln. Den Verschleißsensor kann man wieder verwenden oder für ein oder 2 Euro beim Freundlichen oder TE-Taxiteile neu holen und einbauen.
Wenn soweit alles frei liegt kann man dann gucken, ob keine Gummis beschädigt sind, kann den festgebackenen Bremsstaub überall abkratzen, die Auflageflächen der Klötze am Sattel und Kolben reinigen usw.
Wenn man das alles gemacht hat, drückt man dann die Kolben zurück. Hierzu war man natürlich vorher in der Apotheke und hat sich eine große Spritze gekauft, warum, kommt gleich. In Ermangelung des Rückdrück-Tools von Mercedes hab ich einen dicken Schraubenzieher genommen, durch die Lücke am Sattel gesteckt, alten Klotz zwischen Schraubendreher und Kolben und zurückdrücken mit gegenhalten, um die Führung des Sattels nicht zu verbiegen. Geht zwar, aber hätte ich VORHER im Forum gelesen, dann hätte ich es so gemacht (Zitat):
"Kolben
zurückstellen geht auch gut mit einem Holzbrettchen / alten Klötzen und
einer (nicht zu kleinen) Schraubzwinge. Finde ich persönlich einfacher
als mit einem Hammerstiel."
Dem ist nichts hinzuzufügen und ist nebenbei auch deutlich
materialschonender als meine Brachialmethode.
Hierbei kommt jetzt auch die Spritze aus der Apotheke zum
Einsatz.
Preisfrage: Was passiert, wenn man den Kolben zurückdrückt?
Antwort:
Richtig, der Ausgleichsbehälter füllt sich. Wenn die Klötze richtig
runter waren, dann hat da auch schonmal jemand nachgefüllt. Drücke ich
nun die Kolben komplett zurück, dann läuft der Ausgleichsbehälter
irgendwann über. Kann man ganz einfach an der kleinen Öllache bemerken,
die sich dann unter dem Auto bildet. Zum Glück greift Bremsflüssigkeit
ja auch kaum den Lack an und ist auch sonst recht ungefährlich ;-). Hab
natürlich erstmal nen Lappen drunter und ordentlich geflucht. Deswegen
Spritze vom Apotheker: Mit der kann man rechtzeitig Öl über die
Einfüllöffnung des Ausgleichsbehälters ABSAUGEN!!!
Nun noch die Auflageflächen der neuen Klötze am Sattel mit ein bißchen Kupferpaste einschmieren. Den neuen Verschleißsensor einklipsen, wenn er nicht an den Klötzen dran war.
Klötze einsetzen: Wenn man die alte Scheibe drauflässt, kann man den Rand der Klötze mit einer Feile leicht schräg abfeilen, dann liegen die Klötze von Anfang an einfach besser an. Tut man es nicht, dann liegen die Klötze erstmal am rostigen Rand der eingelaufenen Scheibe auf, aber in der Mitte eben nicht - mit entsprechend schlechter Bremswirkung.
Jetzt noch Sattel runterklappen, NEUE Schraube mit Sicherungslack eindrehen, Reifen wieder druff und - FERTIG.
Nun den Motor starten, ein paar Mal Bremspedal durchtreten, Ölstand Bremsflüssigkeit prüfen und auf einer wenig befahrenen Nebenstrecke Bremswirkung vorsichtig testen. Die ersten 100-200 km natürlich keine Vollbremsungen oder ähnliches machen, sondern die ganze Sache sanft einbremsen bis wieder volle Wirkung da ist.
Ob die Keramikklötze was taugen werd ich hier mal im Laufe der Zeit veröffentlichen. Ich hab sie jetzt 3 Wochen drauf und kann sagen, dass sie auf jeden Fall bremsen, ich meine auch mit ein bißchen mehr Biss, kann aber auch nur subjektiv sein. Das mit dem weniger Bremsstaub kann ich noch nicht sagen, da ich die Felgen noch nicht geputzt habe und Dreck auf schwarz lässt halt einfach keine Rückschlüsse zu ;-)
Und nun, gute Fahrt:
- Werkzeug (Ratsche mit Nüssen und zusätzlich Gabelschlüssel)
- große Spritze aus der Apotheke
- ca. 2 Stunden Zeit wenn ich alles ganz penibel mache
- Kupferpaste
- Große Schraubzwinge und Holzbrettchen
- Schraubendreher
- Ach ja, neue Bremsklötze mit Verschleißsensor sind natürlich auch
recht hilfreich