Auch bei diesem Auto ist es soweit (hab ich leider beim Kauf und der zu kurzen Probefahrt im Winter (Öl dick) nicht gemerkt): Das Differential hinten summt so vor sich hin, vor allem im Teillastbereich, mal lauter mal weniger laut.
Also Karre auf die Rampe und mal an der Kardanwelle gewackelt. Konnte man sehr viel wackeln (ca. 1 cm Spiel) bis die Zahnräder im Diff. wieder griffen. MIST. Scheint was Größeres zu werden.
HINWEIS zu diesen Differentialen im Allgemeinen:
Das
Öl, das da drinnen ist, hält entgegen den
Versprechungen von
Mercedes KEIN Leben lang. Es sollte wie alle Öle
REGELMÄSSIG
gewechselt werden!!!!!!
Alle Diffs, die ich bis jetzt aufgemacht
habe und die eine Laufleistung jenseits der 100.000 km oder 15 Jahre
hatten, hatten kein Öl mehr drinnen, sondern gerade an den
Lagern
so etwas, das aussah wie Gel, aber nicht wie flüssiges
Öl,
Schmiereigenschaft entsprechend. Wer also die 100.000 km oder 15 Jahre
überschritten ;-) hat, sollte sich mal die Mühe eines
Ölwechsels machen. Reinigung mit dünnem Öl
und evtl.
Diesel durchführen. Und die Entlüftung mal
abschrauben und
reinigen, meist erfüllt die ihre Aufgabe auch nicht mehr, so
zugesifft wie die ist!!!!!
Neues Öl sollte sein: Castrol SAF-XJ 75W-140,
Begründung unten und nun weiter im Text.
Also wieder die Augen in der Bucht wundgeguckt und mit seeeeeehr viel Glück ein seltenes ASD-Differential mit Übersetzung 3.92 abgegriffen. Hatte nur die falschen Verbindungsflansche. Aber kein Spiel feststellbar und es machte nach der Öffnung auch noch einen recht guten Eindruck.
Um das Öl rauszubekommen - die Ölablassschraube im ausgebauten Zustand aufzukriegen kann man gleich mal knicken - hab ich zu folgendem Trick gegriffen: Differential senkrecht stellen, Getriebedeckel abschrauben, Öl ausschütten und dann in eine kleine Ölwanne stellen. In die Wanne vorher noch ein paar Hölzer oder alte Vierkantstahlstücke legen, da dann das Diff draufstellen und ein paar Tage komplett leersuppen lassen. Das Öl ist nämlich ziemlich zähflüssig und es braucht ne Weile bis alles raus ist.
Wenn dann das Öl alles abgelaufen ist kann man die Klemmringe der Verbindungsflansche abziehen und selbige VORSICHTIG entnehmen:
Weiter bin ich noch nicht, denn im Moment warte ich auf meine Ultraschall-Teile-Koch-Anlage vom Ebay-Mann und dann gehts weiter. Es wird auch keine Komplett-Überholung mit Lager und Dichtungswechsel und allem Drum und Dran, sondern nur eine kleine Überarbeitung / Reinigung.
WEITER GEHTS
Ultraschallbad mittlerweile angekommen und alles was so ausgebaut wurde, wurde gereinigt. Wochenende freigeschaufelt und Absolution von der lieben Ehefrau bekommen, dann steht einem Schraubertag nix mehr im Wege.
Nun wieder den Benz auf die Hebebühne für Arme gewuchtet und gesichert:
SICHERHEIT wie immer oberstes Gebot: Reifen drunter, möglichst doppelte Stempel - da stehen immerhin fast 2 Tonnen drauf, wenn die aufn Kopf fallen tuts ein bißchen weh.
Und es ist ein cooles Gefühl im Schneidersitz untem Benz zu sitzen ;-) HiHi!
Genug gefreut, jetzt gehts an die Maloche. Zuerst die einfachen Dinge, Kabel vom ASD-Sensor abmachen. Laut Wartungs-CD schraubt man den direkt am Diff ab. Dann kommt aber die ganze Ölsuppe raus, da ich das Öl nicht abgelassen habe. Also dem Kabel folgen:
Dazu die Abdeckung der Benzinpumpe abschrauben, dann sieht man dat Käbelschen in der Karrosserie verschwinden.
Dummerweise kommt innen das Kabel unter der Rückenlehne raus und verschwindet unter der Sitzbank. Also den ganzen Mist auch noch rausrupfen und dann liegt alles frei.
Kabel lösen und nach aussen führen. Jetzt sollte es lose vom Signalgeber runterbaumeln. Das war ja jetzt einfach, nun gehts ans Eingemachte.
Schrauben an der Hardyscheibe lösen und rausziehen. Die 3 Schrauben, die die Hardyscheibe an der Kardanwelle halten, bleiben natürlich dran. Sodann Kardanwelle mittels geeignetem Hebel zusammenschieben und vom Diff zur Seite weg würgen. Sehr kräfteraubend, aber nur wenn man ein paar Schritte der Wartungs-CD auslässt, weil man einfach zu faul ist. Geht aber. Dann die Schrauben der Antriebswellen lösen. Sehr lästig, weil man immer nur eine Schraube rausdrehen kann, dann unterm Wagen vor, Handbremse lösen, Rad ein Schraube weiter drehen, Handbremse fest, drunterkrabbeln, Schraube lösen usw. 12 mal das Ganze für Ab, 12 mal für Dran, dann braucht man an dem Tag kein Sportprogramm mehr.
Noch ein wichtiger Hinweis dazu: IMMER die Zeit nehmen und die Nuß mit dem Hammer auf die Schraube kloppen. Sitzt die Nuß nicht richtig, kann ganz schnell das passieren:
Und wenn die Schrauben mal rund sind, dann sind die rund, dann wirds lustig. Mit Gewalt und ein paar ordentlichen Hammerschlägen habe ich diese Schraube dann doch überreden können, wieder in die Nuß zu passen und rauszugehen. Nun ist die ganze Peripherie ab, jetzt muss das Diff raus.
Dazu die 3 Befestigungsschrauben lösen. Die kleine vorne hab ich so rausgemacht:
Um von oben dran zu kommen, damit sich die Mutter nicht mehr mitdreht, hab ich eine Nuß draufgefriemelt, dann ein Kardangelenk draufgesteckt und mit einer alten Ratsche verkeilt. Dann von unten den Imbus losschrauben. Ging Mercedestypisch einfach, im Anschluß die alten Schwingungsdämpfergummies rausholen, die sind gut festgerostet. Hier greif ich mal ein bißchen vor:
Beim Zusammenbau hatte ich dann folgendes Problem:
Der neue Gummi passte nicht an die Stelle. Die Stelle selbst ist nur von oben und total besch.... zu erreichen (Pfeil). Also erst noch mal die alten Teile aus dem Müll geholt und da fiel dann was auf:
Der
Linke hat eine Umrandung aus Blech (Pfeil) wie die Neuteile, der Rechte nicht. Na
toll, hatten die bei Mercedes die falschen Teile eingepackt.
FALSCH.
Ein Winkelspiegel und eine LED brachten die Lösung. Die
Umrandung
(rechts die gestrichelte Linie) war einfach abgerostet und an der
unzugänglichen Stelle verblieben. Die war allerdings komplett
mit
der Karrosserie zusammengerostet und bewegte sich keinen Millimeter.
Also aus einem Stahlstab einen Rostkratzer gebogen, um da irgendwie die
Reste rauszukratzen oder zu stemmen:
Sah
gut aus und funktionierte auch teilweise aber ein Großteil der
Umrandung blieb im Loch. Da ich keine Lust hatte, dass die ganze Aktion
von ein bißchen Rost und einer uneinsichtigen Umrandung
gestoppt
wird, habe ich das Neuteil einfach angepasst und die Umrandung da
einfach mit ner Blechschere abgeschnippelt. Das passte dann auch.
Nun
weiter mit dem zerlegen:
Die beiden dicken Schrauben hinten waren kein Problem (ausser dass es 22er waren und ich keine 22er Nuß hatte), denn mächtig ist des Schlossers Kraft, wenn ... ich wiederhole mich, aber wenn Gewalt nicht hilft, nehm ich eben mehr Gewalt. Ist man mal soweit gekommen, dann empfiehlt es sich langsam das Diff abzustützen, denn das Ding ist sauschwer. Mit dem Wagenheber minimal anlupfen, dann gehen die Schrauben auch leichter. Wenn dann alle Schrauben weg sind, das Diff langsam ablassen und mit einer Hand stützen. Als das Diff dann doch vom Wagenheber geplumpst war (30-40 kg stützen sich doch nicht so leicht mit einer Hand), sah alles so aus:
Kurz was essen, verschnaufen und weiter gehts: Links alt, rechts neu (naja, gebraucht und mal ein bißchen geputzt):
Diff aufbocken,
Deckel abschrauben und wie oben beschrieben leer laufen lassen. Dann die Verbindungsflansche ziehen, rechts und links NICHT vertauschen und ins gebrauchte Diff gem. Einbauanweisung reinstecken und NEUE Klemmringe verbauen. Wenn alles fertig ist:
Sieht doch gut aus, so ein sauberes Diff . Ach ja der rote Rand ist die Dichtpaste, habs wohl ein bißchen gut gemeint. Und vorm Zuschrauben hab ich dann noch 1,1 Liter Castrol SAF-XJ 75W-140 reingefüllt, bestes Diff-Öl wenn man den einschlägigen Foren glauben darf. Besser noch als das Original-Öl vom Freundlichen und mit ummara 30 Euro preislich auch in Ordnung. Und bestellen sollte man es bei Mapodo, extrem schnelle Lieferung, guter Preis.
WARNUNG: Wenn man nämlich den günstigsten nimmt, JUING-OIL heißt die Firma, dann kriegt man keine Lieferung trotz Bezahlung, ich halte das fast schon für Betrug. VOR dem Kauf also immer erst den Shop recherchieren!!!!!!
Nun den Schwerpunkt des Getriebes auf dem Wagenheber sauber ausmitteln und an die vorgesehene Stelle heben. Die beiden dicken Schrauben hinten rein, dann ist schon mal viel gewonnen. Anschließend die kleine Imbuss vorne rein mit den Dämpfergummies (Problematik siehe oben) und das Getriebe ist schon mal fest. Jetzt die Kardanwelle wieder an die richtige Stelle hebeln und verschrauben. Dann nochmal Sport machen um die 12 Achswellenschrauben zu fixieren.
10 Stunden später ist dann alles fertig, die Knie sind durchgescheuert, der Rücken ist lahm aber es summt nix mehr und der Schlag bei Lastwechseln ist deutlich geringer geworden.
Wem das Bild oben ein wenig speckig vorkommt, der sieht genau richtig. Alles was irgendwie Spuren von Rost aufwies wurde im Zuge dieser Aktion gleich mit Mike Sanders Bestem eingeschmiert zwengs der längeren Haltbarkeit. Ist zwar immer ne Riesensauerei, aber dafür bleibts länger frisch.
Und falls doch mal Öl sifft oder es wieder lauter summt kommt Liqui-Moly Ölverluststop und Antidröhnzusatz von Mercedes rein und dann müsste wieder Ruhe sein. ;-)
Aber so wie es jetzt ist, ist das schon mal um Längen
besser als vorher.
Ich werde jetzt auch nicht mehr gefragt, warum bei Mercedes der Turbo
im Kofferraum verbaut ist ;-)